Amtsblatt Juli 2020

Liebe Köthenerinnen und Köthener,

 

Meine Mutti lebt in einem Pflegeheim. Von Mitte März bis Mitte Mai war nur telefonischer Kontakt mit ihr möglich. Eine notwendige Maßnahme, um die besonders gefährdete Gruppe von Menschen zu schützen. Soziale Kontakte sind aber für alle Menschen, für das Miteinander existentiell wichtig, wir haben es doch alle erfahren in den vergangenen Monaten. Wenn diese Kontakte dann auf ein Minimum beschränkt werden für 8 lange Wochen, bleibt das nicht ohne Spuren. Seit Mitte Mai sind Besuche mit entsprechenden Hygienemaßnahmen wieder möglich. Stellen Sie sich vor, ihr Bewegungsradius erstreckt sich für 16 Wochen auf ihre Wohnung mit etwas Glück mit einem Garten und sie sehen tagtäglich dieselben Menschen. Sie können ihre Lieben nicht in privater Atmosphäre, sondern nur mit mehreren Menschen unter Aufsicht sehen. Nicht nur bei den Bewohner*innen, sondern auch bei den Mitarbeiter*innen von Pflegeeinrichtungen haben diese Wochen Spuren hinterlassen. Für mich sind diese Menschen stille Helden der Pandemie. Ich möchte mich bei allen Mitarbeiter*innen von Pflegeeinrichtungen im Namen der SPD-Fraktion im Köthener Stadtrat sehr herzlich bedanken. Sie standen und stehen noch immer in dem Spannungsfeld zwischen ungeduldigen Heimbewohner*innen und ungeduldigen Angehörigen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass alle Mitarbeiter*innen bis an die Grenzen der physischen und psychischen Erschöpfung versucht haben, diese schwere Zeit für ihre Schutzbefohlenen und deren Angehörigen so erträglich, wie möglich zu gestalten. Die gesamte Last der Verantwortung liegt auf den Schultern der Heimleiter*innen. Sie sind von der Politik allein gelassen worden, durch viele Konjunktive in den Verordnungen und Erlassen. Forderungen, die darin formuliert wurden, aber deren Durchsetzung allein in den Verantwortungsbereich der Heimleitungen geschoben wurden. In vielen Einrichtungen sind die Einschränkungen nach der 7. Coronaverordnung in Sachsen-Anhalt weiter gelockert worden und es zieht langsam eine „neue Normalität“ ein, mit der wir Betroffenen leben können, wohl wissend, dass wir unsere älteren Mitmenschen besonders schützen müssen. Mein Resümee der vergangenen Monate: Wir brauchen mehr Wertschätzung für alle Menschen mit ihren Lebensleistungen. Diese Pandemie verlangt uns allen, ausnahmslos sehr viel ab. Wir dürfen dabei niemanden vergessen, nicht die Alten, nicht die Jungen, nicht die Pflegkräfte, nicht die Politiker, nicht die Künstler, nicht die Einzelhändler, nicht die Gastronomen… . Wir müssen aufeinander Acht geben. Nur als Gesellschaft mit Hilfe Aller, kann die Herausforderung gemeistert werden. Fangen Sie doch einfach mal damit an, Menschen freundlich zu grüßen, die Ihren Weg kreuzen.

 

Ihre Sabine Radtke

Sachkundige Einwohnerin im Sozial- und Kulturausschuss für die

Fraktionsgemeinschaft SPD/BI-WLS

 

E-Mail : SPD-Fraktion@koethen-stadt.de

Mehr über uns können Sie unter www.spd-koethen.de erfahren.

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